Gegen das Vergessen – Erinnern für die Zukunft Schüler legen weiße Rosen am KZ – Mahnmal nieder

Unter bleigrauem Himmel fand am Freitag, den 26. Januar 2018 am Mahnmal des ehemaligen Außenlagers Sasel des KZ Neuengamme die jährliche Gedenkveranstaltung mit knapp 100 Anwesenden statt.

Vor 35 Jahren wurde der heute stehende Gedenkstein gesetzt. Dem Mahnmal ging eine Initiative von Schülern des GOA voraus, die sich aktiv um eine Aufarbeitung des KZ Außenlagers und seiner Historie bemüht hatten.

Nach einem tragenden Mundharmonika-Solo eröffnete Dr. Maria Müller-Guntram die Gedenkveranstaltung mit einer kleinen Ansprache zum Gedenken an die ausnahmslos weiblichen Insassen der KZ Außenstelle Sasel.

Der Schulleiter des GOA, Dr. Martin Widmann, erinnerte in der folgenden Rede nicht nur an die damalige Zeit im KZ Außenlager, sondern mahnte auch: „Lasst uns wach und aufmerksam durch dieses Leben gehen. Aufmerksam all den Anfängen gegenüber. Anfänge, Kleinigkeiten, Dinge die „noch“ nicht dramatisch erscheinen, die aber schon Unrecht sind und so schnell wachsen. Wach und aufmerksam Verantwortung übernehmen: für uns, für unsere Mitmenschen, für unsere Gesellschaft. Das soll das Motto sein auf unserem Weg, um solches oder ähnliches Unrecht nie wieder geschehen zu lassen.“

Die anwesenden Schüler Janna Hille, Caroline Fontaine, Luise Conrad, Lisa Urbanowicz, Caitlin Hillert, Josephine Ravn, Amelie Dykhoff und Vincent Kemp der 10. Klassenstufe des GOA rezitierten Gedichte von KZ-Überlebenden (Maria Günzl, Emmy Massmann und Lucille Eichengreen, geb. Cecilie Landau) und legten im Anschluss weiße Rosen zum Gedenken vor das Mahnmal.

Während die Schülerinnen und Schüler die Gedichte rezitierten, herrschte stummes Schweigen und tiefe Stille angesichts der durchlebten Grauen. Auch die Schülerin Caitlin Hillert empfindet die Schrecken nach: “‘Sie mussten selbst ihre Kinder töten’ – dies ist ein Zitat aus dem Gedicht einer Inhaftierten [Emmy Massmann], die über die Gefangenschaft im KZ berichtete. Beim Lesen des Gedichtes kamen einem sehr erschütternde Gedanken.” Und Janna Hille äußert Ihre Gedanken zum Gedicht „Haare“ von Lucille Eichengreen so: “Als ich mir das Gedicht das erste Mal durchgelesen habe, war ich sprachlos. Ich wusste nicht, dass die Haare als Füllstoff für Kissen, Matratzen und Stühle genutzt worden sind. Ich habe versucht mich in die Situation hineinzuversetzen, doch meine Gedanken sind wahrscheinlich nur halb so furchtbar wie die Realität damals.”

Diesen bewegenden Gedichten stellten die Schüler Auszüge aus den Lebensgeschichten der drei Frauen voran. Caroline Fontaine, eine der vortragenden Schülerinnen sagte dazu: “Während ich die Biografie vorlas, konnte ich die Betroffenheit der Anwesenden spüren. Es war sehr still und ähnelte einer Trauerfeier für alle, die im KZ ums Leben kamen. Die Andacht ist meiner Meinung nach sehr wichtig, da die Zeit nicht in Vergessenheit geraten sollte. So etwas sollte nie wieder passieren.”

Oder wie es auf dem Mahnmal für alle lesbar eingraviert ist:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Anlage:

Foto 1: vorne Caitlin Hillert dahinter knieend Josephine Ravn

Foto 2: Mahnmal

Foto 3: Amelie Dyckhoff

Foto 4: von links nach rechts: Martin Widmann, Kathrin Thomsen (Klassenlehrerin 10c), Caitlin Hillert, Lisa Urbanowicz, Luise Conrad, Caroline Fontaine, Janna Hille, (ältere Frau im Hintergrund unbekannt)

Nicole Poppelbaum

02.02.2018

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