Gewinnen ist schön, Leben retten ist schöner

Das Schiffshorn ertönt. Fünf furchtlose Retter in Poloshirts der Malteser stürzen zum Einsatzort. Fünf Minuten lang stellen sie sich dem Kampf gegen das spritzende Kunstblut und äußerst munteren bis bewusstlosen Patienten. Alles unter den kritischen Augen der Jury, die nach Ertönen des Martinshorns konstruktives Feedback gibt.
Am 31. Januar war es wieder soweit. In der Aula des Gymnasiums Altona versammelten sich über 100 Schulsanitäter verschiedener Schulen, um sich in einem fairen Wettkampf im Verbändewickeln zu messen. Natürlich gehört weitaus mehr zum Dasein des Schulsanitäters als bloß schnöde offene Brüche zu versorgen und mit Druckverbänden arterielle Blutungen zu stoppen. Schließlich haben wir während unserer 42 stündigen Ausbildung, die auf die normale Erste-Hilfe-Ausbildung folgt, auch die Grundlagen der Kommunikationstheorie, seelischen Betreuung, anatomischen Basiswissens, Eigenschutz und Umgang mit schwierigen Patienten erlernt. All dies galt es im diesjährigen Wettbewerb unter Beweis zu stellen. Nach unserem dritten Platz im vergangenen Jahr waren wir fest entschlossen erneut aufs Siegerpodest zu steigen. Aber bekanntlich verhielt es sich mit viel Fairness und Teamgeist wie bei den Olympischen Spielen. Um einen Helfer vor Ort zu zitieren, der uns Teilnehmern sicherlich in Erinnerung bleiben wird: „Dabei sein ist alles“. Es sei denn die Reanimation misslingt.
Das folgende Interview soll unsere Eindrücke vom diesjährigen SSD-Wettbewerb möglichst umfassend wiederspiegeln, weshalb alle Wettbewerbsteilnehmer des GOAs zu Wort kommen. Interviewt wurden Nik Mattheis (9b), Titus Heinemann (SII), Timon Tauber (SII) und Ole Parey (SIV).

In der Schulsanitäts-AG unserer Schule sind Schüler von der fünften bis zur zwölften Klasse vertreten. Wie wart ihr altersmäßig bei diesem Wettbewerb aufgestellt?

Beim diesjährigen Wettbewerb sind wir mit fünf Schulsanitätern sowie einer Unfalldarstellerin der Jahrgänge 9 bis 12 angetreten.

Wie genau lief der Wettbewerb ab?

Nach der offiziellen Begrüßung wurden wir in zwei separate „Kreise“ eingeteilt. Wir waren in Kreis B und somit in der Sporthalle des Gymnasiums Altona, wo 12 Zelte aufgebaut waren. In jedem der Zelte warteten spannende Fallbeispiele auf uns, die es galt innerhalb von fünf Minuten bestmöglich zu bewältigen. Zudem gab es eine theoretische Prüfung mit gut lösbaren Quizfragen und eine kreative Prüfung. Jedes Fallbeispiel begann mit dem Ertönen eines Schiffshorns und endete mit „Eintreffen des RTW“ mit lautem Martinshorn. Anschließend gaben die Juroren und Unfalldarsteller im Zelt ein Feedback und wir zogen weiter zur nächsten Station. Da reichlich Pressevertreter, unter anderem vom NDR, zugegen waren, gaben wir in der Zwischenzeit kurze Interviews oder posierten für die Kameras.

Warum lohnt es sich, eurer Meinung nach, am SSD-Wettbewerb teilzunehmen?

Man könnte sagen, dass man am Wettbewerb teilnimmt, um zu gewinnen und Preisgeld zu kassieren. Doch obwohl auch das toll wäre, ist der Hauptgrund, aus dem es sich lohnt teilzunehmen, die Erfahrung. Im alltäglichen Dienst behandeln wir allerlei Verletzungen, doch sind es oftmals sehr ähnliche wie beispielsweise geprellte und verstauchte Gelenke. Beim Wettbewerb gibt es eine wesentlich größere Variation an realistisch geschminkten Verletzungen, die man übt zu behandeln. Zudem hilft das Feedback der Juroren sich weiter zu verbessern. Auch wenn es schön ist zu gewinnen und man sich anstrengen sollte, ist es doch unser Ziel Patienten zu behandeln und Leben zu retten… Und das zu üben ist das größte Geschenk, das uns ein solcher Wettbewerb machen kann.

Welches Fallbeispiel wird euch besonders in Erinnerung bleiben, beispielsweise aufgrund eines Fehlers, der am echten Patienten nicht passieren sollte?

Grobe Fehler sind uns während des Wettbewerbs glücklicherweise nicht passiert. Im Vorjahr haben wir das Kamerateam der Presse vehement des Zeltes verwiesen, da wir es irrtümlich für Teil des Fallbeispiels hielten. Der verdutzte Gesichtsausdruck des Kamerateams war uns gut in Erinnerung geblieben. Glücklicherweise haben wir diesen Fehler nicht wieder gemacht.

Welches Rahmenprogramm wurde zusätzlich zum reinen Wettbewerb angeboten?

Dieses Jahr fand vor der Siegerehrung ein Improvisations-Theater statt, bei dem wir als Zuschauer aktiv einbezogen wurden. Beispielsweise wurden Sätze vorgelesen und in die Sketche eingebracht, die wir zuvor spontan auf Zettel geschrieben hatten. Dadurch entstanden sehr skurrile und unterhaltsame Situationen. Fürs leibliche Wohl aller Teilnehmer wurde ausgiebig gesorgt, mit leckeren Burgern, Gummibärchen und Franzbrötchen.

Habt ihr vor im nächsten Jahr erneut teilzunehmen?

Klar, nächstes Jahr aber wieder mit Podiumsplatzierung.

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um an diesem Wettbewerb teilnehmen zu können?

Man sollte auf jeden Fall Ruhe bewahren können und darf keine Angst vor Blut oder Verletzungen wie offenen Brüchen haben. Außerdem sollte man gut mit Menschen umgehen können, da die seelische Betreuung einen Großteil unserer Arbeit ausmacht.

Vielen Dank für das Interview. Gibt es noch etwas, das ihr loswerden möchtet?

Chest compressions, chest compressions, chest compressions (Zitat : Dr Mike). Erste-Hilfe kann Leben retten. Also sollte euer Interesse geweckt worden sein, dann freuen wir uns auf euch, immer donnerstags in der Mittagspause im Raum 32.

Lena Rüschpler (SII)

Dass es an unserer Schule eine Gruppe von Schulsanitätern gibt, sollte gemeinhin bekannt sein. Schließlich sind wir bei Großveranstaltungen wie dem Sponsored Walk präsent, wobei wir teils sogar in unübersehbaren Einsatzwesten in Erscheinung treten. Auch unser kleines Reich im Lehrertrakt sollten viele kenne, im Zweifelsfall als Nachschreibeort. Tatsächlich wissen aber die wenigsten, dass es zusätzlich dazu einen laufenden Dienst gibt, der im Falle eines Notfalls zur Verfügung steht. Während der Schulzeit sind stets mindestens zwei voll ausgebildete Schulsanitäter einsatzbereit und werden nach Bedarf per App alarmiert. Neben diesen Diensten finden aber auch wöchentliche AG-Treffen statt, bei denen wir unter anderem aktuelle Einsätze nachbesprechen.

An wen richtet sich die Schulsanitätsdienst (SSD)-AG und wie kann man ihr beitreten?

Unsere AG richtet sich in erster Linie an Schüler ab der 7. Klasse. Jüngere Schüler sind jedoch auch herzlich willkommen sich dazu zu setzen und bereits erste Einblicke in den Schulsanitätsdienst zu gewinnen. Falls jemand Interesse hat, kann dieser gerne einfach am Donnerstag in der Mittagspause zu Raum 32 kommen.

Was erwartet einen in der SSD-AG?

Alle zwei Wochen kommen Einsatzsanitäter der Malteser in unsere Schule. Wir lernen anatomische und physiologische Themen, aber auch den richtigen Umgang mit Patienten. Unsere Treffen sind meistens interaktiv und finden in einem lockeren Rahmen statt. Wir spielen häufig Fallbeispiele durch, üben Reanimationen, Verbände anzulegen und Blutdruckmessen oder beantworten Quizfragen zu medizinischen Themen. Wenn die Malteser nicht kommen, besprechen wir schulinterne Fälle, sichten Material, planen unsere Einsätze und vertiefen unsere Kenntnisse. Hierbei lernen jüngere Schüler von uns alteingesessenen.

Zusätzlich zu den wöchentlichen Treffen; welche Möglichkeiten zur Weiterbildung und Engagement bei den Maltesern gibt es?

Zunächst einmal werden mehrmals im Jahr Erste-Hilfe-Ausbildungen bei den Maltesern angeboten, welche kostenlos sind. Weiterhin gibt es die Möglichkeit die eigentliche Schulsanitätsausbildung, eine erweiterte Erste-Hilfe zu erlangen, die etwa 42 Stunden umfasst. Für die älteren Teilnehmer bietet sich eventuell auch die Ausbildung zum Einsatzsanitäter an, wovon wir derzeit einen im Team haben. Wer sich über die Schule hinaus engagieren möchte, kann zum Beispiel der Unfalldarstellungsgruppe oder Sanitätsjugend beitreten. Auch größere Einsätze beispielsweise bei HSV-Spielen sind möglich und eine spannende Erfahrung.

Lena Rüschpler (SII), interviewt wurden verschiedene Mitglieder der SSD-AG