Kein Sieg über den sog. Islamischen Staat – ein Planspiel zum Konflikt 

Die Situation im Nahen Osten konnte nicht entschärft werden. Der “IS” stellt weiterhin eine Bedrohung dar und der syrische Machthaber Assad hat seine Vormachtstellung weiter ausgebaut. Die Klasse 10c, die im Rahmen eines Planspiels versucht hatte, in Verhandlungen der wichtigsten Akteure vor der UNO, Frieden zu erreichen, ist also krachend gescheitert. Oder etwa doch nicht?

Am 12. Februar 2020 hatten wir die Möglichkeit, anstatt des normalen Unterrichts in die Rollen internationaler Politiker zu schlüpfen. Unter Leitung von Florian Rohmann, einem Jugendoffizier der Bundeswehr, wurden die wichtigsten Akteure im Syrien-Konflikt unter uns aufgeteilt. So vertraten meist ein Regierungschef und ein Staatssekretär zu zweit die USA, Russland, Frankreich, Syrien, den Irak, den Iran, die Türkei und Saudi-Arabien. Weitere Rollen waren die Position des UN-Generalsekretärs und der Weltpresse, die aufgrund der geringen Anzahl an Schüler/-innen von unserer PGW Lehrerin Frau Bues übernommen wurde.

Da wir die Thematik bereits im Vorfeld im Politikunterricht behandelt hatten, war nur eine kurze Einführung nötig, dann konnten wir, ausgehend von der Konfliktlage im Jahr 2014, die ersten Diskussionen und Verhandlungen in den Vereinten Nationen beginnen. Dementsprechend gab es verschiedene Konferenzen sowie Beratungsphasen, wobei einerseits die individuellen Ziele der Staaten und andererseits das gemeinsame Ziel, den Frieden zu wahren, beachtet werden mussten. Nachdem viele Reden vor der Generalversammlung und dem Sicherheitsrat gehalten und internationale Verträge unterschrieben wurden, musste jedes Land die zur Verfügung stehenden Mittel, wie militärische Streitkräfte oder Diplomaten, einsetzen bzw. stationieren, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen.

Zum Abschluss des Tages wurde die von uns entwickelte Lösung von Florian Rohmann ausgewertet. Dadurch wurde uns klar, dass der Krieg im Nahen Osten nicht gestoppt wurde. Aber gescheitert sind wir mit Sicherheit nicht. Einerseits, waren unsere Ansätze gar nicht so realitätsfern, wie man im ersten Moment denken möchte. Zum Beispiel haben wir den Kampf gegen den “IS” einstimmig in einer Resolution beschlossen. Zu demselben Ergebnis kam die UN-Generalversammlung in New York im Jahr 2015.
Jedoch haben wir auch auf einer ganz anderen Ebene gewonnen. Wir alle haben neue Erfahrungen gesammelt. Sich in eine zufällig zugeteilte Position eines Politikers zu versetzen und dessen Interessen den ganzen Tag zu vertreten, egal was unsere eigene Meinung zu dem Thema ist, war nicht immer einfach. Außerdem mussten wir zu uns nicht wirklich vertrauten Themen vor der gesamten Gruppe sprechen und in kurzer Zeit überzeugende Reden vorbereiten.

Obwohl es nicht immer einfach war und wir lange brauchten, um zu verstehen, dass jegliche Kooperation zwischen einzelnen Großmächten ausgeschlossen ist, war das Planspiel für alle eine tolle Erfahrung. Uns wurde auf praktische Art und Weise aufgezeigt, wie kompliziert Politik wirklich ist. Obwohl wir Schülerinnen und Schüler uns anfangs überwinden mussten, auf bohrende Fragen der Presse zu antworten, hat es schließlich allen Spaß gemacht.

Ein großer Dank für die Organisation und Gestaltung dieses Tages geht an den Jugendoffizier Florian Rohmann aus Braunschweig, der freundlicher Weise spontan für den erkrankten Jugendoffizier Max Eigen aus Hamburg eingesprungen ist, und unsere PGW Lehrerin Frau Bues.

Julius Jenner 10c

Moin Florian! Danke, dass du dir kurz Zeit für unser Interview nimmst. Du bist der Jugendoffizier aus Braunschweig und hast heute (in Vertretung für Max) mit uns ein Planspiel zum Syrienkonflikt durchgeführt. Jetzt würden wir gerne ein paar Fragen zu dir und deinem Berufsweg stellen!

Wie bist du überhaupt zur Bundeswehr gekommen?
Florian Rohmann: Ich habe ganz normal mein Abitur gemacht und bin dann nach der Schule direkt zur Sparkasse gegangen, wo ich dann eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht habe. Das war damals mein Ziel, unbedingt! Ich habe dann aber nach der Lehre, die nicht schlecht war, gemerkt, dass es nichts ist, was mich für die Zukunft begeistert. Ich habe mir also einen Job mit mehr Abwechslung, mit mehr Herausforderung gewünscht und da ich schon immer ein Faible für die Seefahrt hatte, habe ich mich dann für die Marine entschieden. Das hat dann auch direkt geklappt und ja, auf dem Weg bin ich dann zur Bundeswehr gekommen.

Und wie bist du dann vom Marineoffizier zum Jugendoffizier geworden?
Florian Rohmann: Ich bin drei Jahre zur See gefahren, was auch super Spaß gemacht hat! War ja immer mein Traum! Ist natürlich schwierig, weil man viel weg von zu Hause ist. Alleine fünf Monate lang im Mittelmeer-Einsatz zu sein, ist schon eine unheimlich harte Zeit! Man ist viele Wochen draußen auf Manövern. Ich war also im besten Fall am Wochenende zu Hause […] und dann gerade als junger Papa ist es natürlich schwierig, auf Dauer immer weg zu sein. Und deshalb habe ich etwas gesucht, wo ich vom Schiff wegkomme und wieder in die Heimat, also Richtung Braunschweig/Hildesheim, zurückkomme. Und das war dann eben der Job als Jugendoffizier!

Und was sind deine größten Aufgabenbereiche in diesem Job?
Florian Rohmann: Als Jugendoffizier ist mein Aufgabenbereich allgemein: Aufklärung, Informationsarbeit und politische Bildung für die Gesellschaft. Also für jung bis alt, ich bin nicht nur für Schüler und Schülerinnen da, sondern auch für Studenten, Studentinnen, aber auch für Vereine und Unternehmen. Wer auch immer mich hören mag!

Und was reizt dich am meisten an dieser Arbeit?
Florian Rohmann: Die Abwechslung! Eben, dass ich nicht nur vor Schülern und Schülerinnen spreche, sondern z.B. auch vor dem Frauenfrühstück der evangelischen Kirchengemeinde Garmissen-Garbolzum. Tatsächlich war da ich letztens erst, war super! (lacht)
Auch die Vielfalt! Dass ich für eine Sache, für die ich mich begeistere, nämlich eben für unseren Staat, für unsere Rechtsnorm, für unsere Verfassung, für unser Grundgesetz, dass ich das natürlich auch anderen Leuten mitgeben kann, darüber auch aufklären kann und darüber informieren darf.

Wenn du so wie heute mit uns Jugendlichen arbeitest, gibt es dort etwas, was dir besonders gefällt?
Florian Rohmann: Ich würde sagen, dass ich einfach allgemein gerne mit jungen Menschen arbeite und einfach Freude daran habe, Inhalte zu vermitteln. Also auch schon im Rahmen der Bundeswehr habe ich Ausbildungstätigkeiten gemacht. Als Ausbilder oder Zugführer oder auch auf dem Schiff hatte ich ja eine Vorgesetztenfunktion und habe dort auch viel mit jüngeren Menschen zu tun gehabt.

Und abschließend: Was war bisher dein spannendstes Erlebnis in deinem Job als Jugendoffizier?
Florian Rohmann: Das ist eine sehr gute Frage! (denkt kurz nach)
Ich würde sagen, das Beste war mal, dass ich […] eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten der Grünen aus Hildesheim bekommen habe. Auf Grund der Empfehlung einer Schülerin, wo ich mal zum Vortrag war, die den Vortrag halt so vielseitig, kritisch, reflektiert und umfassend fand, dass sie als junge Grüne ihren Bundestagsabgeordneten darum gebeten hat, mich mal zum Gespräch einzuladen.

Das klingt spannend! Und wir bedanken uns bei dir ganz herzlich für dieses kurze Interview!
Florian Rohmann: Ja, gerne!

Das Interview führten Amelie Fortmann und Patricia Zöllner, Klasse 10C

Moin Max! Danke, dass auch du dir kurz Zeit für unser Interview nimmst. Florian hat dich ja freundlicher Weise im Planspiel zum Syrienkonflikt vertreten. Aber als Hamburger Jugendoffizier und unser Ansprechpartner vor Ort möchten wir es uns nicht nehmen lassen, auch dich zu interviewen.

Wie bist du überhaupt zur Bundeswehr gekommen?
Ich habe mir in der 12. Klasse Gedanken gemacht, was ich möglicherweise machen könnte. Da ich einen Faible für Zahlen habe und in meinem Erdkunde-LK internationale Zusammenhänge der Schwerpunkt waren, wollte ich gerne BWL oder VWL studieren ohne dabei meinen Eltern auf der Tasche zu liegen. Somit gab es für mich zwei Alternativen. Entweder ein Duales Studium oder eine Laufbahn bei der Bundeswehr. Ich hatte auch zügig die Zusage für beide Alternativen erhalten und war gezwungen mich entscheiden zu müssen. Folglich habe ich mich beraten lassen und in dem Zuge für die Bundeswehr entschieden. Das war für meine Abizeit sehr entspannt, weil ich bereits am Anfang der 13. Klasse meine Zusage erhalten habe.

Wie bist du dann zum Jugendoffizier geworden?
Ein anderer Jugendoffizier hat mir von seinem Posten erzählt. Ich wollte das fortan unbedingt machen, denn bereits in der Schulzeit und im Studium war ich nebenbei als Tutor tätig. Mir hat der Bildungsbereich also immer zugesagt und als ich gehört habe, dass die Bundeswehr sowas anbietet, wollte ich das unbedingt machen.

Was sind deine größten Aufgabenbereiche in diesem Job?
Das sind Seminarfahrten, unsere Simulation Pol&IS und Vorträge. Bei den Seminarfahrten unternehmen wir sicherheitspolitische Exkursionen in unterschiedliche Regionen, wie die Genf, Tallinn, Riga, Budapest, Brüssel oder Berlin, wobei ich als Jugendoffizier die gesamte Planung und Organisation übernehmen kann. In der Simulation Pol&IS stellen wir die Komplexität der internationalen Politik, insbesondere der UN, dar und versuchen ein Politikverständnis zu entwickeln.

Und was reizt dich am meisten an dieser Arbeit?
Da gibt es glücklicher Weise viele Aspekte. Zum einen ist mein Job extrem abwechslungsreich. Damit meine ich nicht nur die einzelnen Aufgabenbereiche und Vortragsthemen, sondern auch die Personen mit denen ich interagiere. Dann zwingt und erlaubt es mir die Tätigkeit mich mit aktueller Politik zu befassen. Somit kann ich mich nie auf meinem Wissen ausruhen, sondern muss mich ständig selbstständig fortbilden. Das ist fordernd, aber auch sehr erfrischend. Der für mich wichtigste Punkt ist aber, dass ich ein altes Hobby von mir zum Beruf machen konnte. Mir hat es immer Spaß gemacht anderen etwas beizubringen und jetzt ist das meine Haupttätigkeit geworden.

Wenn du wie z.B. bei Planspielen mit uns Jugendlichen arbeitest, gibt es dort etwas, was dir besonders gefällt?
Auch hier fällt mir einiges ein, aber ich versuche mich auf einen Punkt zu beschränken. Was mich immer wieder aufs Neue begeistert, ist, dass jede Gruppe unterschiedlich ist. Wir geben zwar immer das gleiche Setting vor, trotzdem variiert jede Simulation und jedes Planspiel. Die Schüler gestalten somit diese Veranstaltungen mehr als wir es tun, wodurch mein Job nie langweilig oder monoton wird.

Und abschließend: Was war bisher dein spannendstes Erlebnis in deinem Job als Jugendoffizier?
Ich wurde mit meinem Kollegen aus Husum ausgewählt als Referenten für Sicherheitspolitik an amerikanischen Universitäten vorzutragen. Das war herausfordernd, aber zur gleichen Zeit auch äußerst lehrreich, weil ich noch andere Perspektiven auf internationale Konflikte aufgezeigt bekommen habe.

Vielen Dank für das Interview und hoffentlich bis bald.