Theater-Ankündigung: Menschheit

Menschheit – Jahre aus Beton

Stellen Sie sich vor sie sind im Gefängnis. Wie fühlen Sie sich? Wie werden Sie behandelt? Wie geht es Ihrer Familie? Haben Sie dort Privatsphäre? Werden Sie verrückt? Versuchen Sie auszubrechen? Zieht Ihr Leben an Ihnen vorbei? Werden Sie ausgegrenzt? Zerfallen Sie an Isolation? Mit solchen Gedanken und Fragen haben wir uns auch beschäftigt.

Wir haben uns besonders mit Emotionen auseinandergesetzt und somit schließlich ein Stück auf die Beine gestellt, welches die Themen Privatsphäre, Macht, Autorität, Ausgrenzung, Gefängnis, Isolation und Freiheit behandelt. Wir haben Szenen, in denen wir uns genauer mit dem Standfort-Prison-Experiment auseinandergesetzt haben, in denen man sieht, wie Menschen ihre Macht missbrauchen. Aber auch Szenen, in denen wir uns vorstellten in einer Zelle zu sein, um zu gucken, welche Gedanken und Emotionen man hat, von „Mir ist kalt zu „Ich kann das nicht mehr“ zu „Ich will hier raus“. Bei den Themen „Gefangen im System“ und „Ausgrenzung“ sind uns nicht nur Momente im Gefängnis eingefallen, sondern besonders auch Momente aus dem Alltag. Fast jeder konnte von einer Erfahrung erzählen, bei der man sich ausgegrenzt gefühlt hat. Daher konnte bzw. kann man in solchen Szenen besonders gut seine Emotionen zeigen, da man weiß, wie diese Person sich fühlt. Generell sind auch die Themen „Isolation und „Einsamkeit“ sehr wichtig.

Besonders vor 5 Jahren während der Corona Pandemie habe ich persönlich mich oft einsam gefühlt, um so wichtiger finde ich jetzt, dass man diese Themen behandelt. Auch wenn es nicht als Alltagsszenario behandelt wird, sondern eher außergewöhnlich, wie im Gefängnis. Insgesamt stecken sehr viel Arbeit und viele Gedanken in unserem Stück. Ich bzw. wir hoffen also, dass Ihnen unser Stück gefällt und es Sie ebenfalls zum Denken anregt.

 

 Lina Smolders


 

Vergessen

Vergessen, wie mein Gesicht aussieht

Der Apfelkuchen meiner Mutter riecht

Der Vogelgesang im Garten klingt

Und mein Freund Eddie unter der Dusche

singt.

Vergessen.

Vergessen, welcher Tag es ist

Tag ein, Tag aus – genauso trist

Zwischen Stahlgitter und Betonwände

Der Kopf gefangen im Bett meiner Hände.

Gefangen.

Gefangen in meinen blinden Gedanken

Sie bringen mich ins Wanken

Von Stimmen im Kopf ausgelacht SYSTEM, was hast du nur mit mir gemacht?

System.

Eine Nummer bin ich

In schwarz und weiß sehen sie mich

Vergessen, wie mein Gesicht aussieht

Und wie mein Zuhause riecht.

Und SIE?

Sie sehen zwar, doch hören nicht

Und hören sie, dann sehen sie nicht.

Sie wollen mich stumm machen,

Ja nicht aus der Reihe tanzen,

Lieber sieht man mich als Tier

Statt zu fragen: Wie geht’s dir?

Doch wer sind SIE?

Sie, die durchs Museum gehen.

Sie, die mich von außen ansehen.

Sie, die mich doch nicht verstehen.

Sie, die am Ende weitergehen.

 Mein Ende ist gekommen.

– Das Leben wurde mir genommen.

Mein Ende ist gekommen.

– Mein Leben wurde mir genommen.

Denn,

Sie sehen zwar, doch hören nicht

Und hören sie, dann sehen sie nicht.

Louisa Röger