Das Konfliktplanspiel zum Syrienkonflikt geht in die dritte Runde – Kurzfristiger Sieg über den Islamischen Staat 

Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren dauern die blutigen Auseinandersetzungen zwischen dem Assad-Regime und den syrischen Rebellen bereits an. Ca. 600.000 Menschen sind seit dem Jahr 2011 bereits getötet worden. Etwa 13 Millionen haben ihre Heimat und Existenz verloren und ganze Regionen erinnern mittlerweile nur noch an Trümmerlandschaften. Ein Krieg, dessen Ausmaße im Hinblick auf finanzielle und humanitäre Unterstützung sowie die Flüchtlingskrise auch international Einfluss hat. Neben verschiedenen Akteuren in Syrien selbst mischen auch andere Staaten militärisch mit. Die folglich komplexen Konfliktlinien machen es für die Vereinten Nationen somit schwer, eine langfristige Lösung für das Beenden der Streitsituation zu verhandeln.

Doch hätte es trotz der historischen Ereignisse in der Vergangenheit eine Möglichkeit gegeben, den Krieg zwischen den eigenen Landsleuten zu verhindern? Hätten Verhandlungen, Kooperationen und Unterstützungen einen optimaleren Weg aus der Krise dargestellt? 

Diese Frage stellte sich unserer Klasse im Rahmen des Planspiels, das sich auf die Lösung der Problematik der Auseinandersetzungen in Syrien, die Bekämpfung des gemeinsamen Feindes islamischer Staat und die Berücksichtigung der dabei möglicherweise entstehenden Probleme bezog. Geleitet wurde das Projekt von den Jugendoffizieren Hauptmann Maximilian Eigen und Hauptmann Kurt Stiller.  Grundsätzlich ging es darum, im Rahmen einer simulierten UN-Sicherheitsratssitzung einen Weg auszuarbeiten, mithilfe dessen das Land ab dem Ausgangspunkt 2014 aus dem Krieg hätte gelangen können. Dazu wurden zunächst die Rollen des UN-Generalsekretärs und der Presse an jeweils einen Schüler und eine Schülerin vergeben, um die Simulation soweit es ging realitätsnah zu gestalten. Die verschiedenen beteiligten Nationen, dieses Mal aufgrund der geringen Schüler:innenzahl reduziert auf die syrische Republik, Iran, Irak, das Königreich Jordanien, die Türkei, sowie die drei ständigen Mitglieder Frankreich, Russland und die USA, wurden von je zwei Leuten besetzt, die die Rollen des Regierungschefs und des Ministerpräsidenten einnahmen. 

Folgend begann die „Sitzung“ mit einer Vorbereitungszeit, während der die Regierungschefs, der Generalsekretär und die Presse Zeit hatten, um jeweils eine zweiminütige Eröffnungsrede zu entwerfen, die im Anschluss dem Rat vorgetragen wurde, um die individuellen Standpunkte der Vertreter der Länder zu präsentieren und zu veranschaulichen. In der anschließenden Verhandlungszeit wurde versucht, mithilfe von Bündnissen, Kooperationen und teils geheimen Verträgen, die Interessengebiete der eigenen Nation bestmöglich und mittels der Unterstützung anderer Länder durchzusetzen. Dabei war festzustellen, dass sich in unserem Fall schnell zwei Gruppen bildeten. Die Vertreter der Staaten mit tendenziell westlicher Grundeinstellung und die eher durch östliches Denken geprägten Politiker schotteten sich gewissermaßen voneinander ab und berieten separat über einzelne Vorhaben, bildeten Bündnisse und debattierten über mögliche Lösungsansätze der im Vordergrund liegenden Hauptproblematiken. Dies waren vor Allem die Stationierung militärischer und humanitärer Hilfe in Bezug auf die Bekämpfung des islamischen Staates, die Umsetzung der einzelnen Staatsziele und daraus resultierende Problemstellungen, wie Flüchtlingsströme und der Wiederaufbau gegebenenfalls vollständige zerstörter Teile Syriens. Zusätzlich war eine Unterbindung organisierter Kriminalität nötig, um die Finanzquelle des IS abzuschalten.  

Unerwartet gut funktionierte die sehr realistische Diskretion, die insbesondere Nationen, wie Russland, Syrien und der Irak sehr ernst nahmen und so Pläne und Beschlüsse von der Presse und der durch diese repräsentierten Öffentlichkeit fern hielten. Die allgemeine Besprechung und Verallgemeinerung der Gespräche wurden nach Ablauf der Zeit in einer Art Plenum abgehalten. Wider Erwarten verliefen diese relativ ruhig und einstimmig, sodass ohne großen Zeitaufwand schnell für alle Vertreter zufriedenstellende Ergebnisse in Form von offiziellen, auf verschiedensten Bedingungen basierenden Bündnissen und Unterstützungen erzielt werden konnten. Nach einer weiteren Besprechungsphase wurden alle Beschlüsse noch einmal allgemein konkretisiert und im Rahmen einer abschließenden Rede der jeweiligen Ministerpräsidenten zusammengefasst. Unsere Klasse setzte den Fokus gezielt auf die Bekämpfung des islamischen Staates, was durch die Gemeinsamkeit des Ziels in Kombination mit unserem teils sehr diplomatischen Denkens vermutlich der Grund für die generelle Einstimmigkeit war. Unsere Beschlüsse beinhalteten unter anderem eine Kooperation Frankreichs und Jordaniens, innerhalb welcher mittels französischer Unterstützung Luftstreitkräfte zur Bekämpfung des IS und Bodentruppen zum Schutz der, in Jordanien ankommenden, Flüchtlinge an der syrisch-jordanischen Grenze stationiert werden sollten. Auch Russland stellte militärische Unterstützung, unter der Bedingung, dass von keiner Nation ausgehend gegen Assad vorgegangen werden durfte. Ebenso wurde die Forderung der direkten Übernahme der eroberten bzw. vom IS befreiten Gebiete durch das Assad-Regime gestellt und angenommen. Die USA stationierte mit sofortiger Wirkung Landstreitkräfte in der Türkei und stellte ebenso ein Eintreten von Luftstreitkräften bei voranschreitender Eroberung des Landes durch die IS in Aussicht. 

Was den Konflikt zwischen dem Assad-Regime und den syrischen Rebellen betraf, stellte sich recht schnell heraus, dass wir uns mit unserer Denkweise nur schwer in die Rollen und Ansichten der echten Politiker hineinversetzen konnten. So wurde letztlich beschlossen gemeinsam gegen die Politik Assads vorzugehen. Durch das Stellen eines Ultimatums an Assad durch Russland selbst, sollte das Staatsoberhaupt die syrischen Rebellen künftig in seine politischen Entscheidungen miteinbeziehen und so weiterhin als Präsident Syriens als annähernde Demokratie amtieren. Die Durchsetzung dessen wurde seitens der restlichen Nationen und insbesondere Russlands durch militärischen Einfluss und ggf. Eingriffe gesichert. 

Trotz dieser sehr unrealistischen Lösungsstrategie, bei der viele historische, subjektive und sinngebende Aspekte außer Acht gelassen wurden, waren beide Offiziere zufrieden mit unserer Methode und gaben uns zusammengerechnet eine solide 6,5/10 dafür. 

Zusammenfassend sind wir uns einig, dass wir das Planspiel auf jeden Fall für die nachfolgenden Jahrgänge weiterempfehlen würden, aber für die Zukunft neben dem Syrienkonflikt auch das Behandeln anderer, aktuellerer Schwerpunktthemen empfehlen. Wir bedanken uns an der Stelle ganz herzlich bei Frau Bues, Herrn Eigen und Herrn Stiller, für den Aufwand dieses wirklich sehr gelungenen Projekts, bei dem wir in die Rolle internationaler Politiker schlüpfen durften und selbst Politik gemacht haben, wobei uns klar wurde, dass (internationale) Politik alles andere als einfach ist und immer von vielen Seiten betrachtet werden muss, um komplexe Kompromisse zu ermöglichen. 

Lotta Mertins, 10b