Hallo, mein Name ist Emma und ich komme bald in die 8. Klasse. Vor ungefähr einem Jahr bin ich nach Texas in die USA gezogen, weil mein Vater hier einen Job gefunden hatte und meine Eltern dachten, dass es eine gute Erfahrung für uns wäre, andere Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Ich erzähle Euch einfach mal, wie das Leben hier so ist.

Die Schulen sind ganz anders als in Deutschland. Wir haben über 2000 Schüler – und das nur in der 7. und 8. Klasse. Unsere Schule ist eine Junior High School. Es gibt keine festen Klassen, sondern jeder Schüler hat einen eigenen Stundenplan – und ist somit in jedem Fach mit anderen Mitschülern zusammen. Kein Stundenplan ist gleich.

Ich gehe auf eine öffentliche Schule, was bedeutet, dass ich die ganze Zeit Englisch sprechen muss – aber das habe ich ziemlich schnell gelernt. Ein großer Vorteil ist hier auch, wenn man Spanisch spricht, denn etwa die Hälfte der Menschen in dieser Stadt kommen aus Lateinamerika, insbesondere aus Venezuela.

Wir schreiben hier etwa alle ein bis zwei Wochen Tests, und am Ende jedes Halbjahres gibt es Abschlussprüfungen in allen sieben Fächern. Dafür haben wir aber nicht so viele Hausaufgaben. Die Schule beginnt um 9 Uhr morgens und endet um 16:30 Uhr – jeden Tag.

Was ich hier besonders liebe, sind die Sportteams. Es gibt Teams für Volleyball, Football, Golf, Cheerleading, Cross Country, Basketball, Leichtathletik, Tennis, Schwimmen und Fußball. Meine Freundinnen haben mich überredet, bei den Aufnahmeprüfungen für Cross Country mitzumachen.

Ein Cross-Country-Rennen (Querfeldein/Crosslauf) ist ein Wettlauf über eine längere Strecke, der abseits befestigter Straßen stattfindet – über Rasen, Wiesen und anderes unebenes Gelände. Wir mussten jeden Morgen etwa 3,2 Kilometer am Stück laufen – und das mit einer Zielzeit von maximal 16 Minuten. Ich habe es ins Team geschafft und war das schnellste Mädchen meiner Schule sowie die drittschnellste Läuferin im ganzen Schuldistrikt. Ich wurde sogar als MVP („Most Valuable Player“ – also wertvollste Spielerin) ausgezeichnet.

Später qualifizierte ich mich auch für das Leichtathletikteam, um Langstrecken zu laufen, aber kurz darauf habe ich mir den Zeh gebrochen. Stattdessen wurde ich zur Teammanagerin, was auch spannend war, weil ich dadurch viel über die organisatorische Seite des Sports gelernt habe.

Am Ende war ich auch noch im Tennis- und im Schwimmteam. Im Schwimmen erreichte unser Staffelteam den 8. Platz von etwa 20 Teams – und da waren auch Teams dabei, die jeden Tag zwei Stunden trainieren! Wenn man Sport liebt, wird man es hier einfach großartig finden.

Ich habe hier auch das Theater für mich entdeckt. Ich kam in die Fortgeschrittenenklasse und habe viel über Schauspielerei gelernt. Es gibt hier nämlich noch einen Unterschied: Man kann normale Kurse oder Fortgeschrittenenkurse wählen. In den Fortgeschrittenenkursen geht man schneller voran – außer in Mathe, wo ich in einem speziellen Kurs bin. Dort machen wir schon den Stoff der nächsten Klasse. Das heißt, ich bin jetzt mit dem 8.-Klasse-Stoff von hier durch.

Etwas ganz Besonderes hier ist auch die „National Junior Honor Society“. Da kann man Mitglied werden, wenn man sehr gute Noten (also einen Durchschnitt von Einsen) hat, an vielen Aktivitäten teilnimmt – wie zum Beispiel Sport – und sich freiwillig engagiert. Es geht darum, der Gemeinschaft zu helfen und Menschen in Not zu unterstützen. Die Mitgliedschaft gilt als höchste Auszeichnung, die ein Schüler erreichen kann, und hilft später bei der Bewerbung um Stipendien. Ich bin jetzt für das nächste Schuljahr aufgenommen worden.

Es gibt hier auch Partys. Wir hatten eine Valentinsball, wo auch „King and Queen, Prince and Princess“ gekrönt wurden. Hier habe ich sehr viele Freunde kennengelernt, die mir auch viel mit dem Englisch helfen. Und ja, hier gibt es Schließfächer wie in den Filmen. 🙂 Das Problem an meiner Schule ist, dass wir zu viele Schüler sind und wir zu wenige Schließfächer haben. Darum dürfen wir die nicht benutzen. Wir haben nur welche für den Sportunterricht. Hier gibt es „PE (Physical Education), Major Sports, Color Guard und Dance“. Ich war bei PE, doch leider ist es nicht so spannend, da wir keinen richtigen Sport machen. Wir kriegen nur Federballschläger und Volleybälle, und dann können wir uns damit beschäftigen, oder uns einfach hinsetzen und nichts tun. Doch wir rannten zumindest jede Woche eine Meile. Wenn man richtigen Sport machen möchte, muss man Major Sports wählen, doch da gibt es immer lange Wartelisten. Da macht man dann aber richtiges Work Out. In Color Guard lernt man Fahnenschlag, der dann in den Halbzeiten der Footballspiele aufgeführt wird. In Dance tanzt man, surprise! 🙂

Ich vermisse das Essen am GOA, weil es hier immer nur das gleiche gibt, und das Mittagessen ist viel ungesünder. Unsere einzige Pause ist das Mittagessen, für das wir 20 Minuten Zeit haben.

Nach einem Jahr kann ich Englisch schon fließender lesen, schreiben und sprechen. Dieses Jahr war eine unglaublich große und wichtige Erfahrung für mich – und ich kann es einfach jedem nur empfehlen!

Emma Wenderdel Villalobos