Ich habe die Gelegenheit bekommen, vier Monate nach San José in Costa Rica zu reisen. In diesem Artikel will ich euch erzählen, wie es mir erging, was ich gelernt habe und wie ich die Internationale Deutsche Schule in Costa Rica im Vergleich zu unserer Schule erlebt habe.
Angefangen hat meine Reise sehr kurzfristig Mitte Juni 2025, als ich angefangen habe, mir ernsthaft Gedanken über einen Auslandsaufenthalt zu machen. Eigentlich wollte ich immer ins englischsprachige Ausland gehen, um mein Englisch zu verbessern. Bei einem Familientreffen erzählte mir jedoch die Freundin meines Cousins, deren Familie in Costa Rica lebt, dass Spanisch eine ebenso wichtige Sprache sei. Sie bot mir an, in ihre ehemalige Schule zu gehen und bei ihrer Familie zu wohnen.
Dieses Angebot war zu gut – ich konnte nicht nein sagen. Es folgten drei anstrengende Wochen voller Planen, Warten und Hoffen, dass alles klappt. Doch die Zeit verging schnell, und am Ende saß ich tatsächlich im Flugzeug – auf dem Weg in ein fremdes Land auf einem anderen Kontinent. In Costa Rica wurde ich von meiner sehr lieben Gastfamilie herzlich mit Blumen, Süßigkeiten und einem Ballon begrüßt. Die Fahrt in mein neues Zuhause verlief allerdings nicht ganz so reibungslos. Ich verstand nur sehr wenig von dem Gesprochenen und musste oft den Übersetzer benutzen. Die Familie machte gleich am Anfang klar, dass sie mit mir nur Spanisch sprechen wollte, da ich sonst immer wieder auf Englisch zurückgefallen wäre und nichts gelernt hätte.
Die erste Woche war die längste. Die Zeitumstellung von acht Stunden, das Ungewohnte, das Alleinsein unter mir noch fremden Menschen, die eigene Verantwortung und vielleicht auch etwas Heimweh – all das hat mich ganz schön überwältigt und es war schwierig, an etwas anderes zu denken. Während der ersten Woche waren noch Schulferien in San José ich konnte mich in der Familie etwas einleben und bekam täglich zwei Stunden privaten Spanischunterricht. Dabei lernte ich sehr viel – vielleicht sogar zu viel, um mir alles merken zu können. Jeden Tag wuchs jedoch meine Vorfreude auf die Schule und meine neue Klasse. Ich hatte viele Erwartungen, zum Beispiel, dass ich nach einem Monat schon fließend Spanisch sprechen könnte. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht ganz.
In der ersten Stunde hatte ich Spanisch. Nachdem ich mich der Klasse vorgestellt hatte, versuchte ich, dem Unterricht zu folgen. Da alle Tische bereits besetzt waren, blieb nur ein Einzelplatz für mich übrig. Zu diesem Zeitpunkt verstand ich schon deutlich mehr als zu Beginn und konnte dem Unterrichtsgespräch gut folgen, konnte aber noch nichts beitragen. In der Pause kamen viele auf mich zu, stellten Fragen, woher ich komme, wie lange ich bleibe und wie mein erster Eindruck ist.
Zu meinem Bedauern wurde ich allerdings auf Deutsch angesprochen. Da es eine deutsche Schule ist, kann dort jeder ein paar Sätze auf Deutsch sagen. Die, die Schwierigkeiten hatten, nutzten die Gelegenheit, um durch mich ihr Deutsch zu verbessern, und die mit deutscher Muttersprache – von denen es viele gibt – sahen keinen Grund, mit mir Spanisch zu sprechen. Schon bald stellte sich heraus, dass es noch drei andere Austauschschüler in meinem Jahrgang gab. Mit ihnen konnte ich mich über unsere Eindrücke austauschen, und bei Unsicherheiten halfen wir uns gegenseitig – das war eine große Unterstützung.
Außerdem besuchte ich den Integrationskurs, der für alle angeboten wird, die noch kein oder noch nicht so gutes Spanisch sprechen. Trotzdem waren wir nur zu dritt im Kurs, was eine lockere Atmosphäre schuf, in der man viele hilfreiche Tipps bekam. Die Lehrerin war eine deutsche Studentin, die ihr Praktikum mit drei anderen Studenten in Costa Rica verbrachte. Sie konnte dadurch alles auf Deutsch erklären und half mir sehr, mein Spanisch zu verbessern.
Die Schule dort ist ganz anders aufgebaut als das GOA. Sie beginnt schon um 7:30 Uhr, eine Schulstunde dauert nur 40 Minuten, und der Unterricht geht jeden Tag bis 14:10 Uhr. Dadurch gibt es insgesamt acht Stunden und eine Mittagspause zwischen der sechsten und siebten Stunde, die 40 Minuten dauert. Die Schule hat eine Cafeteria, in der es Empanadas, Tequeños und Gallo Pinto gibt, außerdem ein Schwimmbad, zwei Bibliotheken – für jüngere und ältere Schüler – und sogar ein paar tropische Tiere wie Geckos und Schlangen, die aber leider während meiner Zeit dort wegen einer Beschwerde abgeschafft wurden.
Auch der Unterricht ist anders organisiert. Es gibt kein Geo und kein Philosophie/Religion, dafür aber „Sociales“, ein Fach auf Spanisch, das in etwa Sozialkunde entspricht und eine Mischung aus Geo, Geschichte, Religion und Klassenrat ist. Außerdem gibt es den „Writing Course“ auf Englisch, in dem man lernt, längere Texte zu schreiben, und das Fach Informatik ist verpflichtend. Die meisten Fächer werden auf Deutsch unterrichtet, einige aber auch auf Spanisch oder Englisch. Dabei wird sehr darauf geachtet, dass in jedem Fach konsequent die richtige Sprache gesprochen wird. Im Englischunterricht darf die Lehrerin zum Beispiel nur Englisch sprechen, da sie Amerikanerin ist. Die Lehrer der deutschen Fächer sind fast alle Muttersprachler. Viele von ihnen haben aber auch Spanisch gelernt und können den einheimischen Schülern bei Schwierigkeiten helfen.
Nach dem Unterricht werden verschiedene AGs angeboten. Sie werden ausschließlich von Lehrern geleitet, und es gibt eine große Auswahl, da auch Lehrkräfte von anderen Schulen mitwirken. Die meisten AGs kosten allerdings etwas. Ich meldete mich gleich für zwei an. Da ich leidenschaftlich gern Cello spiele und ohne die AG keine Möglichkeit gehabt hätte, in den vier Monaten eines zu spielen, entschied ich mich für den Cellounterricht. Außerdem fand ich das MUN (Model United Nations) spannend – einen englischen Debattierclub, den es anscheinend an fast jeder Schule in Amerika gibt.






