»S‘weiß…« – Bemerkungen zu einem Theaterstück

von Stephan Maaß

Am Donnerstag, den 21. März, und am Freitag, den 22. März dieses Jahres spielte der Theaterkurs der S4 das Stück »Erzähl doch keine Märchen« unter der Regie von Dagmar Reichle.
In eine Rahmenhandlung einer gestressten Mutter, die übliche Erziehungssorgen mit ihrer pubertierenden Tochter hat, wurden bekannte Figuren aus diversen Märchen eingebunden, die – zum Teil ungewohntes Eigenleben entwickelnd – die Geschichte mit trugen.

Da war zum Beispiel der Prinz, um den sich zwei Prinzessinnen stritten, was ihn zu der Bemerkung veranlasste, es sei von ihm doch genug für alle da! Oder der Froschkönig, der immer wieder durch die Szenen hüpfte, wobei die Prinzessin, der er anfangs bei der Wiederbeschaffung ihres Goldballs behilflich war, plötzlich die Emanzipation für sich entdeckte. Natürlich fehlten auch der König, Hänsel und Gretel, die Hexe, Schneewittchen und die Zwerge, Rotkäppchen, ein Zauberspiegel, Dornröschen, Aschenputtel, die Müllerstochter, Rumpelstilzchen sowie Rapunzel nicht.
Und da war vor allem noch der gestiefelte Kater, der bei mir einen unvergesslichen Eindruck hinterließ. Allein sein erster Auftritt…: Zu den Klängen von „Dangerous“ (von »Royal Deluxe«) stolzierte er auf die Bühne (ich sage nur „… The last man standing here!“). Dann sprach er mit einem spanischen Akzent (wie in den Shrek-Filmen) und entpuppte sich als Privatdetektiv kurz vor dem Ruhestand. Da zuvor eine Personengruppe aus der „realen Welt“ (Mutter, die ebenfalls beeindruckend gespielte „Alles“-Lehrerin, die egozentrische Allergikerin Jasmin und der Nimmersatt Julian) einen goldenen Schuh gefunden hatte, um den sich sogleich die drei Frauen stritten, untersuchte der Kater den Fall, um die Besitzrechte zu klären. Dabei kam es zu der unvergesslichen Untersuchung: Zuerst schnüffelte der Kater am Schuh und konstatierte: „Ah, S‘weiß(e)…“. Er roch ein zweites Mal und präzisierte: „Frauens‘weiß(e)…!“. Ein letztes Mal wurde der Schuh an der Nase entlang geführt: „Frauen-Fuß-S‘weiß(e)…!“ – es war zum Brüllen komisch. Sodann wurde versucht, den Frauen den Schuh anzuziehen (Kater: „Sie müssen s’on Ihre Ferse ein biss’sen hineinquets’en!“ oder: „Na toll, nun ist(e) Blut(e) im S’uh!“) und prompt war es Julian, dem der Schuh als Einzigem passte…
Solche Szenen waren es, die das Stück zu einer sehr komischen Geschichte machten und immer, wenn es etwas „klamaukig“ zu werden drohte, bekamen die Beteiligten mit lustigen Einfällen wie dem Reisen in einer imaginären Kutsche das Ganze sicher in den Griff.

Aber à propos „Drohungen“ und „S’weiß“… Durch den bedauerlichen Ausfall der Schülerin, die ursprünglich die nicht ganz unwesentliche Rolle der Mutter übernommen hatte, drohte dem Stück, dass es beinahe nicht hätte aufgeführt werden können. Doch durch einen schweißtreibenden Zusatzeinsatz von drei Akteurinnen, die zu ihren schon nicht wenig umfangreichen Rollen nun auch noch die Rolle der Mutter unter sich aufteilten, konnte die Aufführung gerettet werden. Das bedeutete nicht nur, dass zusätzlicher Text gelernt werden musste oder in den diversen Szenen ein schneller Kostümwechsel nötig wurde, sondern auch, dass es dieser Einsatz mir (und dem sonstigen Publikum) ermöglichte, eine wirklich gelungene Aufführung erleben zu dürfen.
Wer meinen letzten Beitrag zum Frühlingskonzert gelesen hat, weiß bereits, dass ich Aufführungen von Schülerinnen und Schülern liebe, da ich die Jugendlichen bei solchen Gelegenheiten manchmal von einer Seite kennen lerne, die mitunter einen interessanten Kontrast zu unterrichtlichen Situationen schaffen. Aber selbst wenn nicht, ringt es mir stets Respekt vor der Leistung ab, egal, ob es sich um musikalische oder schauspielerische Stücke handelt, die präsentiert werden. Und wieder einmal kann ich abschließend nur konstatieren: Ich bedauere jeden, der sich solche Abende entgehen lässt…

In diesem Sinne: Vielleicht sehen wir uns beim nächsten Mal…?!